Robert Ippenberger: Was einen erfolgreichen Onlineshop ausmacht

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Peter-Christoph Haider on 01.05.2017.

Robert Ippenberger ist einer der erfolgreichsten E-Commerce-Gründer im deutschsprachigen Raum. Sein Unternehmen “Sportfreunde Schwabing 07” feiert dieses Jahr 10-jähriges Bestehen. In diesem Interview gibt Herr Ippenberger spannende Einblicke in die Gründung seines Unternehmens und wertvolle Hinweise für den Aufbau erfolgreicher Onlineshops.

ZeyOS: Können Sie zunächst sich und Ihr Unternehmen kurz vorstellen?

Ippenberger: Ich bin Geschäftsführer und Inhaber der Sportfreunde Schwabing 07 oHG. Wir betreiben mehrere Onlineshops und zwei stationäre Geschäfte in München. Wir fokussieren uns auf professionellen Sportbedarf und sind dabei im Besonderen auf Handball und die Marke Hummel spezialisiert.

ZeyOS: Erzählen Sie uns doch ein wenig mehr von Ihrem Werdegang und Ihre Rolle bei Sportfreunde Schwabing 07.

Ippenberger: Ich selbst bin Betriebswirt und habe vor meiner Tätigkeit bei der Sportfreunden in einer Markenführungsagentur gearbeitet. Dieses ganze Knowhow bringe ich nun auch in die Sportfreunde mit ein. Unser Fokus ist die Kommunikation der Marken zusammen mit den Produkten an den Endkunden.

ZeyOS: Hatten Sie schon Berührungspunkte mit dem Thema E-Commerce bevor Sie die Sportfreunde gegründet haben?

Ippenberger: Nein, wir hatten keinerlei Kenntnisse und kamen da eher ungeplant in das Thema rein. Wir haben zunächst ein stationäres Ladengeschäft in München eröffnet - zusammen mit der Marke Hummel. Im Anschluss haben wir dann beschlossen einen Onlineshop daraus zu machen, um die Reichweite noch weiter zu erhöhen. Mit dem Aufbau des Onlineshops sind wir recht ins kalte Wasser gesprungen und auf der Suche nach einer soliden Softwarelösung dann auch zum ersten Mal mit ZeyOS in Kontakt gekommen.

ZeyOS: Das heißt, der Beginn des Onlineshops war tatsächlich der stationäre Handel und nicht, wie heutzutage meist üblich, dass die Leute gleich einen Onlineshop gründen?

Ippenberger: Genau, ursprünglich war der Laden als Marketingtest geplant. Wir haben damals als Markenführungsagentur viele stationäre Händler von Hummel betreut. In München wollten wir das dann auch einmal selber antesten und auf der stationären Fläche Erfahrungen sammeln wie die Kunden bei neuen Marketing-Kampagnen reagieren. So haben wir uns eben ins kalte Wasser gestürzt und auch entsprechend Geld investiert. Dann haben wir aber gemerkt, dass ein stationärer Laden alleine schwierig zu betreiben ist, wenn man ihn auch gewinnbringend vorantreiben möchte. Wir haben dann das Geschäftsmodell auf den E-Commerce ausgeweitet und mittlerweile ist das stationäre Geschäft nur noch ein Randthema für uns. Wir haben uns also sehr stark auf den E-Commerce spezialisiert und sehen da auch die größten Wachstumspotenziale.

ZeyOS: Wo sehen Sie denn die größten Unterschiede in der Führung eines Onlineshops im Gegensatz zu einem Ladengeschäft?

Ippenberger: Der größte Unterschied ist die technische Herausforderung im E-Commerce. Die Entwicklung verläuft relativ schnell, man muss immer auf der Höhe der Zeit bleiben was technische Weiterentwicklung anbelangt. Auch die Kundenerwartungen verändern sich sehr schnell im Gegensatz zum stationären Geschäft, wo es eher auf den persönlichen Kontakt ankommt. Das stationäre Einkaufserlebnis ist damit eine ganz andere Herausforderung. Dadurch, dass wir jetzt auch mehrere Marken im Laufe der Zeit integriert haben, steigt die Komplexität im E-Commerce doch massiv an. Um auch mit den großen Anbietern Schritt halten zu können ist es für uns extrem wichtig gewesen eine schlanke Abwicklung in Hintergrund hinzubekommen und ja da haben wir frühzeitig mit ZeyOS einen guten Partner gefunden.

ZeyOS: Würden Sie dann heute noch einmal mit stationären Handel beginnen oder sofort in das Onlinegeschäft einsteigen?

Ippenberger: Das ist eine gute Frage. Ich würde wahrscheinlich versuchen das parallel zu starten. Dieser Multichannel-Ansatz ist, zumindest in den letzten Jahren, ein erfolgreicher Ansatz. Die reinen Online-Händler – das ist zu mindestens die Entwicklung, die wir momentan beobachten – setzen verstärkt auch auf den stationären Handel um einfach die Sichtbarkeit und den Kundenkontakt zu verbessern. Deswegen bin ich persönlich kein Fan von dem reinen Onlinehandel und bin davon überzeugt, dass das stationäre Geschäft trotzdem extrem wichtig ist, um den Kundenkontakt zu spüren und dann wiederum in Online- und Offline-Konzepte umzusetzen.

ZeyOS: Okay, das heißt, Sie würden sagen, Onlineshops und E-Commerce sind eher eine Ergänzung zum stationären Handel und nicht, wie gemeinhin oftmals angenommen, eine Verdrängung des klassischen Ladengeschäfts?

Ippenberger: Genau, es ist eine Verlängerung der Reichweite. Als stationärer Händler hat man immer nur eine begrenzte Reichweite in der Stadt oder in der Region. Der Onlinehandel ist eine Verlängerung, wobei, zumindestens bei uns, natürlich der Onlinehandel umsatztechnisch einen wesentlich größeren Anteil einnimmt. Das kann man wahrscheinlich auch gar nicht so verallgemeinern, das hängt ein bisschen von den Produkten ab, die man anbietet. Je nachdem ob diese sehr erklärungsbedürftig sind und eine persönliche Beratung notwendig machen, oder ob die Produkte sehr stark vergleichbar sind und der Abverkauf eher über den Preis läuft. Bei Letzterem ist der Onlinehandel sicherlich die gewinnbringendere Variante.

ZeyOS: Welche persönlichen Fähigkeiten und Erfahrungen sind Ihrer Meinung nach am Wichtigsten um ein erfolgreiches E-Commerce-Geschäft zu gründen und auch aufzubauen?

Ippenberger: Man braucht auf jeden Fall auf der technischen Seite den Überblick über die Möglichkeiten und auch die Grundvoraussetzungen, die gegeben sein müssen. Der Onlinehandel ist dann doch relativ komplex. Man muss sich grundsätzlich überlegen ob man eine eigene Logistik haben oder diese auslagern möchte. Wir selbst haben alle Prozessketten bei uns im Haus und das erfordert vielfältiges Wissen von Logistikkenntnissen bis zum Marketing. Vor allem das Onlinemarketing ist ein ganz wichtiges Thema. Wie gehe ich mit Google um? Wie bringe ich meinen Shop dann an auch in der organischen Suche nach vorne? Wie funktioniert das Anzeigengeschäft bei Google? Und deswegen müssen die Fähigkeiten, die man da mitbringen muss, schon recht vielfältig sein.

ZeyOS: Wie haben Sie sich diese Fähigkeiten erworben? Welche Empfehlungen können Sie jemanden geben, der selbst ein Onlinegeschäft aufbauen möchte, um sich diese Fähigkeiten selbst anzueignen? Oder ist es ratsam hier auf externe Hilfe zu setzen?

Ippenberger: Ich persönlich hatte ja die die Grundlagen als Betriebswirt, damit hat man ein eher breites Basiswissen, aber kein wirkliches Fachwissen. Dazu habe ich Logistik als Schwerpunkt gewählt. Dieser tiefere Einblick hat uns sehr geholfen, die Prozesse hier gleich von Anfang an sauber aufzusetzen und schlank zu halten. Ich bin aber mittlerweile auch der Meinung, dass man sich auf seine eigenen Kernkompetenzen konzentrieren sollte, und sich dann entsprechende Partner sucht, die einen unterstützen können und das Fachwissen mitbringen. Wir selber haben in den 10 Jahren aufgrund der Finanzierungsthematik versucht alles erst einmal selber anzugehen. Das hat vor 10 Jahren auch noch so funktioniert, da war der E-Commerce noch nicht so professionell aufgestellt wie es jetzt der Fall ist. Ich bin aber der Meinung, dass, wenn man jetzt neu in den Markt startet, es zum Einen wichtig ist, dass man eine ganz klare Zielgruppe vor Augen hat, und zum Anderen einen USP mitbringt, also ein spezielles Produkt, das noch nicht so stark am Markt vertreten ist. Auch dann kann man es aber nicht rein aus eigenem Engagement zu einem großen, erfolgreichen Unternehmen schaffen, wenn man nicht die entsprechende Kompetenz mitbringt. Man muss schon ein bisschen Geld in die Hand nehmen und sich dann die externen Experten mit dazu holen, die beraten. Man wird dann über den Zeitverlauf in die eine oder andere Thematik sicher selber tieferen Einblick bekommen und Teile auch selbst übernehmen können. Aber auf Experten kann man leider nicht verzichten.

ZeyOS: Was ist Ihrer Meinung nach die essentielle Kernkompetenz, die ein Onlineshop-Betreiber selber im Haus behalten und nicht aus der Hand geben sollte?

Ippenberger: Wir werden auf keinen Fall die Logistik außer Haus geben, das sehen wir als unsere Kernkompetenz. Da wollen wir einfach selber die Kontrolle behalten. Das zweite Thema ist die Kommunikation. Das ist einfach auch eine Stärke von uns, dass wir wissen wie wir kommunizieren müssen. Marketing im Allgemeinen werden wir auch nicht außer Haus geben. Alles Weitere, gerade was die technische Weiterentwicklung angeht, was Programmierung vom Front-End und Tools im Onlineshop betrifft, wie beispielsweise Größenberater, Videochats und alle übrigen Add-Ons, die man sich in den Shop reinholen kann, werden wir auch weiterhin extern umsetzen lassen.

ZeyOS: Wenn wir gerade von Software sprechen: Was sind denn die wichtigsten Funktionen, die Sie als Onlineshop-Betreiber als besonders wichtig einstufen würden?

Ippenberger: Das ganze ERP-Thema, von insbesondere Bestände, Einkauf und Logistik. Dazu kommen das Kundenmanagement und die Fakturierung. Hier ist es ganz essenziell ist, sauber aufgestellt zu sein. Hinzu kommen Marketingfunktionen zur Optimierung von Newsletter, SEA und SEO, wie zum Beispiel kleinere Add-Ons wie Retargeting oder eine intelligente Suche im Shop.

ZeyOS: Wenn nun jemand neu anfängt, dann legen die meisten Leute natürlich sehr großen Wert darauf, dass das Frontend sehr, sehr ordentlich aussieht und dass der Shop selbst sehr ansprechend ist. Würden Sie sagen, dass mit dem Wachstum oder mit dem Erfolg eines Onlineshops später die Backend-Prozesse mehr in den Vordergrund rücken und sogar teilweise wichtiger werden als das Frontend?

Ippenberger: Auf jeden Fall, das Frontend ist wichtig, um Umsatz generieren zu können, aber wenn es dann an größere Stückzahlen pro Tag geht man merkt man relativ schnell, dass es dann sehr komplex in der Abwicklung wird. Man kann dann sehr viel Geld durch ineffiziente Prozesse verbrennen. Denn am Ende muss man dann schlechte oder nicht vorhandene Prozesse durch hohe Personalkosten ausgleichen. Genau da wird es dann sehr schnell sehr wichtig ein effizientes System zu haben, mit dem man die Prozesse schlank hält und auch fehlerfrei.

ZeyOS: Welche Tipps würden Sie jemandem geben, der im Moment entweder ein neues E-Commerce-Startup gründet oder grade dabei ist, seine E-Commerce-Präsenz weiter zu skalieren und auszubauen?

Ippenberger: Wenn jemand neu startet muss er sich erst einmal genau überlegen wie seine Zielgruppe aussieht und welches Produkt diese Zielgruppe verlangt. Darauf aufbauend muss ein vernünftiges Marketingkonzept entwickelt werden. Ich bin davon überzeugt, dass die Zielgruppe sehr spitz sein muss - insbesondere wenn man nicht mit hohen Investitionen in den Markt reingehen will oder kann. Hier ist eher die Nische angesagt, diese kann man noch erreichen und auch darin erfolgreich sein. Und was die Prozesse im Hintergrund angeht: Wenn man plant den Shop nicht nur so nebenbei zu betreiben, sondern wirklich ein Unternehmen aufbauen und damit sein Hauptgeschäft generieren möchte, dann sollte man sich frühzeitig über die Backend-Prozesse Gedanken machen. Diese müssen sauber aufgestellt sein, sodass man da nicht die Kontrolle verliert. Der Kunde merkt sofort, wenn es im Hintergrund nicht funktioniert und springt dann auch ganz schnell ab. Da sollte man ganz schwer darauf achten.

ZeyOS: Noch eine letzte Frage: Ihr Unternehmen feiert dieses Jahr das 10-jährige Jubiläum. Wo sehen Sie die Sportfreunde dann beim 20-jährigen Jubiläum in 10 Jahren?

Ippenberger: Das ist eine spannende Frage. Wir fokussieren uns ja sehr stark auf unser Konzept “We Play”. Hierunter bauen wir Zielgruppen-spezifische Shops wie weplayhandball.de, weplayvolleyball.de oder weplaybasketball.de - hier werden wir unsere Präsenz weiter ausbauen und auch weitere Sportarten hinzunehmen. Dabei steht das Thema Internationalisierung ganz vorne an, das sehen wir sehr große Wachstumspotenziale. Wenn der Plan aufgeht, werden wir in 10 Jahren auf jeden Fall einer der größten internationalen Anbieter für Handballartikel, Volleyballartikel und Basketballartikel sein und gleichzeitig unser stationäres Filialnetz europaweit auch stark ausgebaut haben.