Interview mit Patricia Eschenlohr (Gründerin/CEO @ Landpack)

Zurück
Peter-Christoph Haider on 17.10.2016.

In unserem heutigen Interview möchten wir Patricia Eschenlohr, die Gründerin von "Landpack" vorstellen. Mit Ihrer Firma stellt sie umweltfreundliche Versandverpackung insbesondere für den Lebensmittelversand her. Es ist sicherlich großartig, eine geniale Idee zu haben, aber lassen Sie uns herausfinden, was sich hinter dem Prozess der Entwicklung und Einführung eines solch innovativen Produktes verbirgt.

ZeyOS: Können Sie uns eine kleine Übersicht über Ihren Werdegang und Ihre Firma geben?

Patricia: Mein Mann und ich haben 2013 Landpack gegründet. Ziel war es, eine wirklich umweltfreundliche Versandverpackung als Alternative zu Styropor zu entwickeln. Insbesondere beim Versand frischer Lebensmittel – einem rasant wachsenden Markt - sahen wir ein grundsätzliches Verpackungsproblem. Unserer Meinung nach wird es Supermärkten und Lebensmittelgeschäften ähnlich ergehen wie dem restlichen Einzelhandel. Bald wird es völlig normal sein, sich seine Lebensmittel vor die Haustüre liefern zu lassen. Warum auch die ganze Schlepperei?

ZeyOS: Wie ist die Idee zu Landpack entstanden?

Patricia: Für uns war es unvorstellbar, Bio oder regionale Lebensmitteln in eine Styroporbox oder Blisterfolien oder ähnliches zu packen. Wir haben verschiedene Rohstoffe und Herstellungsprozesse getestet, um eine umweltfreundliche, preislich wettbewerbsfähige und genauso leistungsfähige Isolierverpackung wie Styropor zu entwickeln. Als wir die ersten Prototypen aus Stroh entwickelt und Testergebnisse vorliegen hatten, war uns sofort klar – das ist genial! Entstanden ist die weltweit erste Verpackung aus pflanzlichen Naturfasern ohne Zusatzstoffe! Unsere Landbox besteht einfach aus reinem – und gereinigtem - Stroh.

ZeyOS: Was waren nach der Gründung die größten Herausforderungen?

Patricia: Die größte Herausforderung war und ist ganz klar die Entwicklung einer vollautomatisierten Produktion für ein Massenprodukt. Da Produkt und Herstellungsverfahren neu sind, waren wir gezwungen auch die entsprechenden Produktionsanlagen selbst zu entwickeln und zu bauen. Die erste vollautomatisierte Line ist mittlerweile in Betrieb. Jetzt geht es v.a. um den Ausbau der Kapazitäten und Optimierungen.

ZeyOS: Was war deine persönliche Rolle und Aufgabe in den ersten 12 Monaten?

Patricia: Alles außer Maschinenbau. Dafür ist mein Mann zuständig. Die Ingenieure machen mittlerweile die Hälfte unseres Teams aus. Ich frage mich oft, ob wir ein Verpackungsunternehmen oder eigentlich Anlagenbauer sind. Das erste Jahr war hingegen noch mehr von Produktentwicklung, Patentschutz und dem Aufbau eines fundierten Geschäftsmodells geprägt.

ZeyOS: Zur Finanzierung habt ihr u.a. Venture Capital aufgenommen. Wie lange hat der Fundraising-Prozess gedauert, bis ihr das erste Term Sheet auf dem Tisch hattet?

Patricia: Ich glaube, dass wir hier nicht wirklich stellvertretend sind. Die ersten Term Sheets hatten wir schon wenige Tage nach Erstgesprächen mit Investoren Mitte 2014 vorliegen. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eine Vision und Prototypen.

ZeyOS: Ihr forscht und fertig hier in Deutschland – wie bewertest du Deutschland als Standort?

Patricia: Ich habe keinen Vergleich. Aber auf jeden Fall profitieren wir von der räumlichen Nähe zur Technischen Universität, Weihenstephan und Straubing. Die Hälfte unserer Mitarbeiter kommt von diesen Universitäten und bringt eine hervorragende und für uns genau richtige Ausbildung mit.

ZeyOS: Die meisten Start-Ups scheitern an der Kundengewinnung. Dies scheint bei euch ja kein Problem gewesen zu sein. Was ist euer Geheimnis?

Patricia: Ein innovatives Produkt mit klaren USPs – und v.a. einfach ohne Erklärungsbedarf. Unser Produkt spricht für sich selbst.

ZeyOS: Gerade die ersten Mitarbeiter entscheiden über die Zukunft eines Start-Ups. Wie gewinnt ihr neue Mitarbeiter für Landpack? Was sind eure Auswahlkriterien?

Patricia: Ohne gutes Personal wird es schwierig bis unmöglich. Motivation und Begeisterungsfähigkeit sind für uns entscheidend. Fachliches Wissen vorausgesetzt. Wir haben mittlerweile ein sehr gutes Team aufgestellt, auf das wir uns voll und ganz verlassen können.

ZeyOS: Dein Mann ist ja gleichzeitig dein Mitgründer und CTO. Hat die Selbständigkeit euer Privatleben beeinflusst? Wie erhaltet Ihr die Balance zwischen Arbeits- und Privatleben?

Patricia: Als Angestellte würden wir wahrscheinlich nicht weniger arbeiten, aber hätten weniger gemeinsame Themen. Die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit sind jetzt fließend. Und die Arbeit macht uns natürlich enorm viel Spaß. Aber das Abschalten ist schon schwieriger geworden.

ZeyOS: Ab welchem Zeitpunkt wurde das Thema Business Software für euch relevant? Was waren die Funktionen, die euch zu Beginn am meisten weitergeholfen haben?

Patricia: Kurz vor der Markteinführung unserer Landbox habe ich mich nach einer Software umgesehen, die sowohl Fakturierung, als auch Bestandsverwaltung und Kontaktverwaltung abdeckte und das alles in der Cloud – da mehrere Personen gleichzeitig an verschiedenen Standorten mit der Software arbeiten. Ich habe mich in einige Tools eingearbeitet, war aber mit der Bug-Anfälligkeit, der Benutzerfreundlichkeit und insgesamt dem Kosten-Leistungsverhältnis nie zufrieden. Bei Zeyos haben mich sofort die intuitive Bedienung, die flexible Lösung über einzelne Apps und das ansprechende Design begeistert. Wer will noch mit einer Software täglich stundenlang arbeiten, die aussieht wie aus den 90ern?

ZeyOS: Aktuell nutzt Ihr ZeyOS für die Pflege eurer Kundendaten sowie zur Lagerhaltung und Fakturierung. Welche Funktionen plant ihr als nächstes anzugehen?

Patricia: Für Vertrieb sind viele Funktionen für uns sehr wichtig – vom Mindlog, dem Mailserver, dem Kalender, über Aufgaben und Preislisten. Im nächsten Schritt möchten wir einen Webshop an Zeyos anbinden.

ZeyOS: Wie schaut deine persönliche Vision der Digitalisierung aus? Wie stellst du dir Arbeiten 2.0 in den kommenden Jahren vor?

Patricia: Es werden noch viel mehr Dienste in die Cloud verlagert. Wenn wir die Wahl haben, entscheiden wir uns für eine cloud-basierte Lösung. Viele unserer Mitarbeiter haben beispielsweise keinen festen eigenen PC. Macht aber nichts, da jeder mit Passwort Zugriff auf die für ihn relevanten Dienste und Informationen hat – natürlich auch von zuhause aus oder unterwegs. Mit allen Vor- und Nachteilen.

ZeyOS: Was sollten Unternehmen und Start-Ups bei ihrer Digitalisierungsstrategie beachten?

Patricia: Datensicherheit! Das Thema kann gar nicht genug Aufmerksamkeit bekommen und sollte von Beginn an angegangen werden.

ZeyOS: Wenn du heute nochmal ein Unternehmen gründen würdest, was würdest du anders machen?

Patricia: Zum aktuellen Zeitpunkt muss ich sagen, dass ich nicht so viel anders machen würde. Ich würde wieder versuchen, so schnell wie möglich die Kundenakzeptanz zu testen und Sicherheit über die tatsächliche Kaufbereitschaft zu bekommen – noch lange bevor ich das Produkt im Detail entwickeln würde.